Pauschalurlaub ist ja nicht unsere bevorzugte Art zu Reisen und so sind wir nach Thessaloniki geflogen, fuhren von dort mit der Bahn nach Volos und weiter mit dem Schiff in etwa 3 Stunden auf die Insel Skopelos. Eine andere und bequemere Anreisemöglichkeit wäre ein Flug auf die Nachbarinsel Skiáthos und dann mit dem Schiff in etwa 1 Stunde nach Skópelos-Stadt. Skópelos ist die zweite Insel in der Nordkette der Sporaden und liegt zwischen Skiathos und Alonnissos. Beide Inseln hatten wir vor ca. 40 Jahren schon kennen- und lieben gelernt. Nun wollten wir Skópelos erkunden.
Skópelos ist eine Insel für jeden Geschmack, nicht vom Massentourismus überlaufen, aber auch nicht vollkommen einsam. Wer hier hinfährt, sucht den Kontakt zur griechischen Bevölkerung (mindestens 80% der Touristen sind Griechen) und möchte Griechenland abseits der Touristenhochburgen erleben. Ideal für die, die mehr möchten als nur jeden Tag am Strand liegen. Die Insel lädt mit ihrer idyllischen Umgebung zu abenteuerlichen Ausflügen ein.
Skópelos ist sehr gebirgig und besteht aus zwei Massiven ungleicher Größe. Die Berge sind zerklüftet, mit vielen Schluchten. Sie ist wie Skiathos eine sehr grüne und noch recht ursprüngliche Insel, auf der es nur in der Hochsaison lebhaft wird. Skópelos ist etwas für Ruhesuchende, die gerne wandern und sich nicht dem Trubel von Skiathos aussetzen wollen. Riesige Kiefernwälder, Oliven-, Mandel-, Pflaumen-, Birnen- und Walnussbäume gedeihen hier prächtig. An der West- und Südküste der Insel befinden sich herrliche Sand- und Kiesstrände.
Den Reiz der Insel machen außerdem die zahlreichen Kirchen und Klöster aus - immerhin sollen es 350 an der Zahl sein - die wunderschöne Ziele für Wanderungen bieten. Jede für sich ist eine kleine Kostbarkeit, wie z.B. Panaghia tou Pirgou direkt am Eingang zum Hafen von Skópelos-Stadt, dem malerischen Hauptort und Hafen der Insel. In der Stadt und in der näheren Umgebung kann man die meisten Unterkünfte finden.
Skópelos-Stadt ist eine der schönsten Siedlungen der nördlichen Ägäis. Die historische und unter Denkmalschutz stehende Altstadt ist einzigartig an den Hang gebaut und ein Anziehungspunkt für Touristen. Eine Augenweide. Die weißen Häuschen mit den bunt bepflanzten Balkonen bilden einen reizvollen Kontrast zum Blau des Meeres. Die stattlichen Häuser sind mit roten Ziegeln oder bräunlichen Schieferschindeln gedeckt wie überall im Norden Griechenlands. Hölzerne Balkone recken sich über die Dächer der weißgetünchten Altstadthäuser an den Hängen von Skópelos-Stadt. Urgriechisch auch die engen und stufenreichen Gassen. Und zwischendurch hat man immer wieder herrliche Ausblicke über das Häusermeer und auf den Hafen und das Meer. Je tiefer man in die Altstadt hineingeht, je weiter den Hang hinauf, desto urtümlicher wird es: kein Platz mehr für Autos, keine Souvenirshops, nicht einmal Straßenschilder, keine Straßennamen. Hier oben fasziniert das rote Dächermeer, über das man bis zur Nachbarinsel Alonissos schauen kann. Und am Ende eines solchen schweißtreibenden Spazierganges durch die Altstadt warten in Hafennähe gemütliche Tavernen, Cafés, Bars und schöne Geschäfte. Die Plätze direkt an der Hafenpromenade sind gerade bei Griechen sehr beliebt, da man von hier am besten beobachten kann. Man zeigt sich, wird gesehen und trifft Freunde und Bekannte. Hier machen die Griechen schick herausgeputzt ihren Abendspaziergang, ihre Volta.
Am besten erkundet man die Altstadt ohne festen Plan. Der frühe Morgen oder die frühen Abendstunde sind dafür am besten geeignet. In dieser Zeit ist es noch nicht oder nicht mehr so heiß und die Menschen sind äußerst geschäftig. Hier wird palavert, diskutiert, man sitzt auf den Stufen vor der Tür und macht Handarbeit, während die Kinder davor spielen. Egal aus welcher Perspektive wir Skópelos-Stadt betrachtet haben, wir waren jedes Mal begeistert.
Am ersten Tag haben wir uns mit Hilfe eines Mietwagens ein schönes Quartier in der Nähe von Skópelos-Stadt gesucht. Für den Rest des Urlaubs haben wir dann einen Motorroller gemietet, mit dem wir die Insel erkundet haben und jeden Tag zu verschiedenen Buchten und Stränden mit herrlich türkisfarbenem Wasser gefahren sind. Entlang der Küstenstraße von Skópelos-Stadt Richtung Glossa erreicht man die schönsten Badebuchten der Insel, z.B. Stafilos, Panormo und den herrlichen Strand von Milia, wunderschön unterhalb der bewaldeten Hänge gelegen, sandig und mit überaus klarem Wasser. Der berühmteste Strand ist mittlerweile Kastani, denn hier wurden einige Szenen von "Mamma Mia" gedreht. Unser Lieblingsstrand war aber der ca. 150 m lange Strand von Limnonari. Außer zwei Tavernen gibt es hier keine touristischen Einrichtungen. Der von kräftigem Grün gerahmte Strand wird noch nicht von Liegestuhlreihen beherrscht. Nur im August kann es dort voller werden. An den meisten Stränden stehen nur ein oder zwei Tavernen und manchmal eine kleine Pension. Hotelklötze gibt es nicht. Alle Strände kann man übrigens problemlos auch mit öffentlichen Bussen ab Skópelos-Stadt erreichen.
Die Fahrt auf den einfachen Bergstraßen und die Ausblicke auf die Natur haben wir sehr genossen. Vor allem der Pinienduft in den ausgedehnten Kiefernwäldern hatte es uns angetan. Auf der Insel gibt es zwar mehrere Wanderrouten, die auch für den Ungeübten problemlos zu bewältigen sind. Die Hitzewelle im Hochsommer hat uns dann aber doch lieber zum Motorroller greifen lassen. Es existiert auch ein Wander- und Naturführer mit 33 Wanderrouten (Skopelos Trails von Heather Parsons), der vor Ort gekauft oder aber über das Internet bestellt werden kann. Die Wegbeschreibungen in Verbindung mit den Skizzen im Büchlein von Heather Parsons sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig und auch das Auffinden der Wege vor Ort fällt nicht immer leicht. Man bekommt aber viele Ideen für Wanderungen. Weitere Wanderbeschreibungen findet man im Reiseführer von Dr. Dirk Schönrock "Nördliche Sporaden" oder im gleichnamigen Urlaubshandbuch von Margret und Henk van Blokland.
Mit dem Motorroller sind wir in den Norden der Insel bis zum hoch an der Steilküste gelegenen Bergdorf Glossa gefahren und haben die grandiosen Ausblicke auf das Meer genossen. Der Ort klebt förmlich am Hang und kann nur zu Fuß erkundet werden. Enge steile Gassen, die Häuser weiß-blau-rosa-braun bemalt, dazwischen Blumentöpfe und über die Mauern der Innenhöfe schauten teilweise die Äste von Obstbäumen und Weinreben heraus - Griechenland pur. Von Glossa aus kann man übrigens auf Eselpfaden bis zur Nordspitze der Insel oder über alte historische Pflasterwege (Kalderimis) und über Forststraßen bis zur kleinen Kirche "Aghios Giannis sto Kastri" wandern. Diese "Mamma Mia-Kapelle" (2008 wurden hier die Hochzeitsszenen von Mamma Mia gedreht) liegt auf einem markanten vorgelagerten Felsen an der Nordostküste und ist nur über 200 Treppenstufen zu erreichen. Ein Muss!!!
Ein weiteres Highlight ist das Cape Amarantos, das ca. 1 km von Agnontas, einem kleinen Hafen in einer hübschen Bucht, entfernt ist. Die felsige Halbinsel mit Kiefern kann man bei einer ca. 1 1/2-stündigen Wanderung erkunden und sich danach am ca. 60 m langen, kieseligen Strand von Agnontas im klaren Wasser erfrischen.
Im Ferienort Panormos reihen sich ein paar Tavernen und Bars um eine sehr schöne Bucht, die von dicht bewaldeten Hügeln umgeben ist. Als Unterkünfte gibt es allerdings nur wenige Studios und Hotels.
Von Skópelos-Stadt aus kann man schöne Wanderungen durch die Macchie und Olivenhaine zu mehreren sehenswerten Klöstern unternehmen. Vom Kloster Evangelístra hat man aufgrund der hohen Lage des Klosters einen wunderbaren Blick über die gesamte Insel. Und im Kloster Timíou Prodrómou ist die gesamte Blumenvielfalt der Insel vertreten. Es gilt wahrscheinlich deshalb als das schönste Kloster von Skópelos. Das malerisch gelegene Wehrkloster Moni Metamorphosis ist wie eine Festung gebaut.
Von Skópelos aus werden Ausflüge sowie Fahrten zu den Nachbarinseln, in den Meeresnationalpark "Nördliche Sporaden" und Inselrundfahrten per Schiff angeboten. Ein Ausflug mit dem Tragflächenboot zur beschaulichen Nachbarinsel Alonnisos lohnt auf jeden Fall. Dies lässt sich gut mit einem Besuch des Meeresnationalparks, der vor allem zum Schutz der letzten Mönchsrobbenkolonien des Mittelmeeres eingerichtet wurde, verbinden. Die weit in die Ferne tönenden Rufe dieser Robbenart klingen für uns Menschen geheimnisvoll und übernatürlich, sodass man vermuten kann, dass deren Lautäußerungen Homer dazu inspiriert haben könnten, die Sirenen der antiken Mythologie zu erdichten. Ein Muss ist die alte, auf einem Berg gelegene Chora (Hauptstadt). Von hier aus hat man einen traumhaften Blick. Vom Hafenort Patitiri kann man die Chora in rund 30 Minuten über einen alten Weg erreichen. Zurück kann man auch den Bus nehmen.
